Sketches 2018 A5 Kohle auf Papier

Sketches 2017 A6 Kugelschreiber auf Papier

Sketches 2016 Bleistift auf Papier  

2016 Kohle auf Papier  

 2016 A6 Bleistift und Rötelkreide auf Papier

Sketches 2015 Watching Caspar David Friedrich Albertinuum Dresden Museumsbesucher 5 x A6 Bleistift auf Papier  

Sketches 2014 A6 auf Papier

Sketches 2013 A6 und Bleistift auf Papier

Sketches 2012 Kugelschreiber und Bleistift auf Papier

Sketches 2011 A5 Kugelschreiber auf Papier

Entstehung Humanoider Freunde

 

Diese Portraits entstehen unterwegs und ohne fotografische Hilfsmittel. Fotografinnen und Fotografen würden fotografische Vorlagen benutzen, doch oft führt die Verwendung zu unabsichtlich sterilen Bildern, Abbilder, die der Vorlage in Genauigkeit, Intensität oder Authentizität nachstehen. Gerhardt Richter hat dies als Stilmittel benutzt und bei wenigen Künstlerinnen und Künstlern um die Jahrhundertwende, wie Edvard Munch, Anders Zorn und Degas, fällt es oft garnicht auf. Im Grunde wurden Bilder schon immer mit Hilfe vieler technischer Hilfsmittel erschaffen. Jedoch bevorzuge ich die direkte Wiedergabe. Dadurch gewinne ich dem Entstehungsprozess mehr Dynamik ab.


Doch beeinflussen Fotografinnen und Fotografen sowie Filmemacherinnen und Filmemacher meine Arbeit, beispielsweise Diane Arbus, Luis Buñuel, August Sander und Muybridge. Technisch-qualitativ minderwertige, alte, schwarz-weiß Fotos wie die von Miroslav Tichý halten für mich die schönsten chemischen Explosionen unter ihren Körnern bereit. Fotografie und Film entstehen aus dem Licht, Malerei mit Materie. Theoretisch ist glücklicherweise möglich, Materie in Licht umzuwandeln, falls die eingesetzte Energie mindestens so groß ist wie die Masse der neuen Teilchen.


Unter Malerinnen und Malern sowie Zeichnerinnen und Zeichnern fällt mir dies vor allem bei Adolph von Menzel auf. Sie schöpfen aus jedem Medium und jeder Technik das absolut Machbare entsprechend ihrer Vision.


Ich bezeichne die neuen Partikel als 'Entstehung Humanoider Freunde' – nachgeahmte menschenähnliche Figuren aus Lehm, neue Freundinnen und Freunde, ähnlich einem Homunkulus. Die persönliche Perspektive ist mir dabei genauso wichtig wie eine außerirdische Sichtweise oder wissenschaftliche Distanz.


Physiognomie

 

Ich glaube pauschal nicht an Physiognomik. (Die Lehre von äußeren Merkmalen und Gesichtszügen auf Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale zu schließen.)

Für mich stehen sachliche Aspekte und formelle Lösungen im Vordergrund.

Alterungsprozesse sind gleichermaßen interessant wie plastische Chirurgie.

 

Der Naturforscher Francis Galton, entdeckte 1878 bei einer Studie an bekannten Verbrechern,

bei der er deren Gesichter fototechnisch überlagerte das „gemittelte Gesichter“ attraktiver wirken. 

Kant und Darwin, sahen den Ursprung von Schönheit, ebenfalls im Mittelmaß.

Wohingegen neuere Studien nahelegen das bestimmte Abweichungen vom Mittelmaß die Anziehung verstärken.


Ich sehe das jede noch so grobe oberflächliche Abweichung sich unheimlich schwer wiedergeben lässt, das fasziniert mich nachhaltig.   

 

Jedes Gesicht, jeder Konstitutionstyp spricht eine eigene Formensprache an.

An diese koppel ich den Duktus der Linien und die Ausführung der gesamten Zeichnung.

Daraus entsteht von Blatt zu Blatt ein gleichmäßiger Fächer uneinheitlicher Stile.




The Creation of Humanoid Friends 



These drawings of people are created on the go and without the use of photographic aids. While I would use photographic references, their use often leads to unintentionally sterile images—representations that fall short of the original in terms of accuracy, intensity, or authenticity. Artists like Gerhard Richter have employed this as a stylistic device, and with a few artists around the turn of the century, such as Edvard Munch, Anders Zorn, and Degas, it often goes unnoticed. In essence, images have always been created with the help of various technical tools. However, I prefer direct methods, which infuse the creative process with more dynamism.


Nevertheless, photographers and filmmakers influence my work, such as Diane Arbus, August Sander, and Muybridge. Technically inferior, old, black-and-white photos, like those by Miroslav Tichý, hold the most significant chemical explosions within their grains for me. Photography and film arise from light, while painting involves matter. Theoretically, it is fortunately possible to transform matter into light if the energy used is at least as great as the mass of the new particles.


I refer to the new particles as 'Emergence of Humanoid Companions' – like imitated humanoid figures made of clay, new friends, akin to a homunculus. Personal perspective is equally significant to me as an extraterrestrial viewpoint or scientific detachment.


Physiognomy


I do not believe in physiognomy across the board (the practice of deducing character traits and personality features from external features and facial expressions). For me, factual aspects and formal solutions take precedence. Aging processes are just as interesting as plastic surgery.


The naturalist Francis Galton discovered in 1878, during a study on known criminals where he superimposed their faces photographically, that "averaged faces" appeared more attractive. Kant and Darwin also saw the origin of beauty in moderation. In contrast, newer studies suggest that certain deviations from the norm intensify attractiveness.


I gladly let such superficial observations pass when I draw people. I have found that every rough deviation is incredibly challenging to capture, and that fascinates me enduringly.


Each face, each constitutional type speaks its own visual language. I link the style of lines and the execution of the entire drawing to these, resulting in a consistent array of disparate styles from sheet to sheet.




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